Tagebuch
Start der neuen DFG-Kolleg-Forschungsgruppe »Imaginarien der Kraft«
Die neue Forschungsgruppe an der Universität Hamburg um Cornelia Zumbusch, Frank Fehrenbach und Matthias Glaubrecht hat zum April die Arbeit aufgenommen
Zum April 2019 hat die Kolleg-Forschungsgruppe »Imaginarien der Kraft« an der Universität Hamburg die Arbeit aufgenommen und ihre Räumlichkeiten bezogen, die in der ehemaligen Oberpostdirektion im Gorch-Fock-Wall 3 liegen. Cornelia Zumbusch, Direktorin des Warburg-Hauses, und Frank Fehrenbach, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Aby-Warburg-Stiftung, sind die Sprecher der neuen DFG-Kolleg-Forschungsgruppe und bilden zusammen mit dem Leiter des Centrums für Naturkunde Matthias Glaubrecht ihr Direktorium.
Ziel der Mitglieder der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Kolleg-Gruppe, ihrer Assoziierten, Fellows sowie Artists-in-residence, ist die Erforschung der Vorstellungs- und Darstellungsmodi von ›Kraft‹ von der griechischen Antike bis in die Gegenwart, die von Versuchen der Formalisierung und Mathematisierung, über graphische Aufzeichnungssysteme, Modelle und Simulationen bis hin zu Bildern, Metaphern und Narrativen reichen.
Seit der griechischen Antike werden Kräfte auf unterschiedlichen Feldern beobachtet und konzeptualisiert: Sie reichen von biologischen Vorstellungen – Zeugungskraft, Lebenskraft, Bildungskraft – oder religiösen bzw. magischen Vorstellungen einer Schöpfungskraft oder Zauberkraft, über menschliche Kräfte (vis animae, Triebkraft, Willenskraft), bis hin zu Kraftkonzepten im ökonomischen Bereich (Arbeitskraft, Produktivkraft, Kaufkraft). Im politischen Kontext ist von kratos, potentia, Macht, Herrschaft, Gewalt und charisma die Rede, während künstlerische Kräfte als Schaffenskraft, Einbildungskraft oder movere vorgestellt werden. Die Perspektive auf Imaginarien, zwischen Imago und Imaginärem, Bild und Phantasie angesiedelt, zielt auf die Untersuchung der Bild- und Vorstellungswelten, in denen sich Kraftkonzepte und Kräftelehren entfalten.
Die Fragestellungen der interdisziplinären Kolleg-Forschungsgruppe um Frank Fehrenbach, Professor für Kunstgeschichte, Cornelia Zumbusch, Professorin für Neuere Deutsche Literatur, und Matthias Glaubrecht, Professor für Biodiversität, richten sich dabei weniger auf den enger auf die Physik bezogenen Begriff der Energie, als vielmehr den Begriff der ›Kraft‹, seine Derivate und verschiedene Kraftkonzepte. In dieser breiten historischen und disziplinären Reichweite eröffnen historische Semantiken der Kraft ein Feld, auf dem sich die Diskurse als besonders durchlässig erweisen und die Interferenzen zwischen Natur und Kultur bis in die heutige Zeit exemplarisch beobachtbar werden.
Über die Forschungsfelder, Jahresthemen, Forschungsprojekte der Mitglieder, Fellows und Publikationen der »Imaginarien der Kraft« informiert die Website der Kolleg-Forschungsgruppe, die soeben online ging.