Warburg-Kolleg
Das Internationale Warburg-Kolleg widmet sich wechselnden, meist interdisziplinär angelegten Forschungsthemen. Anliegen des Kollegs ist es, über die gemeinsame Arbeit an diesen Themen den Austausch zwischen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zu fördern. Veranstaltet vom Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg und der Aby Warburg-Stiftung, richtet es sich an Doktorandinnen und Doktoranden sowie jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Kunstgeschichte und verwandter Disziplinen. Das Warburg-Kolleg ist grundsätzlich international ausgelegt und konnte bislang Teilnehmer aus 5 Kontinenten in Hamburg begrüßen.
Diese innovativen Form wissenschaftlicher Nachwuchsförderung findet in zwei einwöchigen Sitzungen im Hamburger Warburg-Haus und gegebenenfalls am Sitz kooperierender internationaler Forschungsinstitute statt. Während der ersten Sitzungswoche stellen die Kollegiatinnen und Kollegiaten ihre Beiträge vor, die auf Grundlage gemeinsamer Diskussionen bis zur zweiten Kollegwoche ausgearbeitet werden. In dieser Sitzung findet die gemeinsame Redaktion der eingereichten Texte statt, die seit 2014 in der Reihe „Mnemosyne. Schriften des Internationalen Warburg-Kollegs“ veröffentlicht werden.
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15. — 18.10.2018
Politische Emotionen in den Künsten
Universität Hamburg und Aby-Warburg-Stiftung
Philipp Ekardt, Frank Fehrenbach, Cornelia Zumbusch
Die Rolle von Emotionen in der Politik wird gegenwärtig intensiv debattiert. Gefühle wie Vertrauen, Hoffnung, Angst, Empörung oder Verachtung sind in Soziologie, Politologie bzw. politischer Philosophie als Movens von Protestbewegungen, als Teil demokratischer Meinungsbildung oder als treibende wie widerständige Kraft von Globalisierungsprozessen identifiziert worden. Dabei wird insbesondere nach der Funktion und Legitimität von Emotionen in der Politik gefragt: Braucht die Politik mehr Pathos? Oder gilt es umgekehrt, die notwendig schwankenden, manipulationsanfälligen Gefühle aus politischen Prozessen herauszuhalten? Und können politische Entscheidungen überhaupt rein rational getroffen werden, oder sind Emotionen aus der Politik schlicht nicht wegzudenken?
Anknüpfend an diese aktuellen Fragen befasst sich das Warburg-Kolleg 2018 »Politische Emotionen in den Künsten« mit der Geschichte der wechselseitigen Implikation von Politik und Emotionen im Medium der Künste. Wir gehen von der Überlegung aus, dass der Gefühlsausdruck und die emotionale Affizierung, Stimulierung, Mobilisierung oder Manipulation politischer Subjekte in grundlegender Weise auf Medien – seien es Bilder, Monumente und gebaute Räume, Texte und Inszenierungen, Fotografie und Film etc. – angewiesen ist. Seit der Antike und Frühen Neuzeit bilden sich in Denkmälern und Bauten, im Herrscherporträt oder im dichterischen Herrscherlob, im Festumzug oder in höfischen Theaterformen Bildformeln und textuelle Gattungen heraus, die besondere Gefühlseinstellungen propagieren oder die direkte Emotionalisierung ihrer Rezipienten im Sinn haben. Affektmodelle wie das vom selbstbeherrschten, charismatischen oder gar melancholischen absolutistischen Herrschenden, ›republikanisch‹-bürgerliche Gefühlsideale wie Vaterlandsliebe, Mitleid, (mütterliche) Sorge oder Sympathie, Wirkungsziele wie Enthusiasmus oder Bewunderung, Effekte wie Schrecken, Terror oder Hysterie thematisieren Affektlagen, die für den Führungsanspruch oder das Versagen sogenannter ›großer Männer‹ und ›taktierender Regentinnen‹, für den Zusammenhalt politischer Gebilde, für massenpsychologische Phänomene wie Umsturz und Revolution oder für das Kippen dieser Bewegungen in Terror und Schrecken verantwortlich gemacht werden. Der somit historisch fest etablierte Nexus zwischen Politik, Emotionen und Medien gewinnt derzeit in den Sozialen Medien neue Dimensionen, etwa in Gefühlskulturen der Empörung, des ›Trolling‹, also der provozierend-hetzenden Rede, aber auch in der Solidarisierung über Online-Technologien. In der echtzeitschnellen Verbreitung von Bildern, Texten, Geräuschen etc. durch das Internet verschwinden zunehmend die Grenzen zwischen affiziertem und affizierendem Subjekt. Zugleich sehen sich besonders die visuellen Künste in neuer Weise mit Forderungen nach der Auslösung politisch erwünschter Emotionen konfrontiert (Solidarität, Empörung, Scham etc.).
Im Blick auf die historischen und medialen Ausdifferenzierungen soll im Rahmen des Warburg-Kollegs gefragt werden, auf welche Weise Verbindungen zwischen Politik und Emotion in den Künsten hergestellt wurden und werden. Wie befördern die Künste die (Ent-)Emotionalisierung politischer Prozesse? Wie organisieren sie den Nexus von Politik und Emotionalität, wo reflektieren sie diese Verbindung? Und wie entwerfen die Künste in diesem Zusammenhang ihre je eigenen gestalterischen Tätigkeiten und formalen Möglichkeiten? Besondere Aufmerksamkeit könnte dabei der Rolle der Künste in politischen aber auch technisch-medialen Umbruchssituationen gelten, in denen man sich verstärkt darum bemüht, alte Ordnungsmodelle zu kritisieren und neue zu plausibilisieren, zu etablieren und zu konsolidieren.
Inwiefern lassen sich etwa im Bezug auf dramatische Formen, die ja seit der Antike mit der Erregung der höchst diversen Emotionen des Schreckens, der Bewunderung oder des Mitleids beauftragt worden sind, Funktionswechsel beobachten? Welchen Logiken folgt die Umstellung auf unterschiedliche Wirkungsziele? In welcher Beziehung stehen statische und performative Bildformen zur Modellierung spezifischer Affekttypen? Wie lassen sich die rekursiven Prozesse erfassen, die bei der Inszenierung politischer Gefühle etwa in der frühneuzeitlichen Spektakelkultur zuletzt auch auf den Herrscher selbst zielen? Wie lassen sich öffentliche Denk- und Mahnmale in ihrer historischen Entwicklung und in der Zeitspanne zwischen Errichtung, Präsenz und Veränderung bzw. Versetzung oder Zerstörung als Kristallisationspunkte politischer Emotionen erfassen? Welche unterschiedlichen Strategien des Affektmanagement werden im Zeichen neuer Medientechniken entwickelt, etwa in der Adaptierung der rhythmischen Zäsur im Werk Eisensteins als Gestaltung des Filmschnitts, der sich das Pathos der Revolution zu eigen macht, in Benjamins Konzeptualisierung des Schocks, oder im bewusst ›kühlen‹, an der vermeintlich nüchternen Fotografie orientierten Sprachstil neusachlicher Reportageliteratur? Welche Medienkonkurrenzen oder Medienwechsel sind seither zu beobachten: Haben derzeit vor allem digitale Bildmedien die Funktion übernommen, Bilder zur Erzeugung von Schrecken (Terror) oder Mitleid (Solidarität) zu produzieren und zirkulieren zu lassen? Wie verändert sich die sprachliche Gestaltung von Emotion im digital-technischen Zeitalter? Und gibt es womöglich ein Pathosformelrepertoire, das als formales Kontinuum einer (vielleicht nicht nur visuellen) Affektpolitik gedacht werden kann?
Das Warburg-Kolleg 2018 richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler aus den Kulturwissenschaften, insbesondere der Kunstgeschichte sowie der Literatur-, Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Die Veranstalter laden zu einer einwöchigen Sitzung vom 15.-18. Oktober 2018 ins Warburg-Haus ein, um erste Textentwürfe zu präsentieren und zu diskutieren. Die im Anschluss ausgearbeiteten Texte sollen in der Reihe »Mnemosyne. Schriften des Internationalen Warburg-Kollegs« publiziert werden.
Kollegsprachen sind Deutsch und Englisch. Die Reise- und Unterbringungskosten werden von den Organisatoren getragen. Interessierte bewerben sich bitte mit kurzem Lebenslauf und aussagekräftigem Exposé bis zum 31. März 2018 an cornelia.zumbusch@uni-hamburg.de.
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26. — 30.9.20163. — 7.4.2017
Memorial landscapes. World images East and West
Hamburg University / Aby Warburg Foundation, Hamburg, in cooperation with National Taiwan Normal University and National Taiwan University, Taipei
The 2016-2017 International Warburg Seminar, to be held in Taipei on 26-30 September 2016 and in Hamburg on 3-7 April 2017 and aimed at doctoral candidates and young academics, will be devoted to comparative views of the landscape genre. People’s perception of their surrounding landscape is subject to a variety of cultural encodings. This becomes particularly clear when international comparisons are made – between, say, Eastern and Western conceptions of landscape. Whereas in the Western world ‘landscape’ and ‘landscape painting’ are practically synonymous (‘Claude Lorrain’s landscapes’), the Chinese language, for instance, uses very different terms for the two concepts: ‘landscape’ in the sense of a vista, (jǐngsè), is thus conceptually quite separate from the traditional notion of landscape painting, (shānshuǐ), which is composed of the characters for ‘mountain’ and ‘water’. At the same time, notions of landscape are subject to constant historical change, and the landscape painting genre has performed a whole series of different tasks which may also vary from period to period. Landscapes are not only veduta-like depictions of nature, but they also provide subjective perspectives on the artist’s realm of experience; they may be outlines for ideal or world landscapes that are more or less distinct from their natural models; and they may be much else besides.
The International Warburg Seminar on Memorial landscapes: world images East and West will focus not so much on aspects of landscape that only depict natural settings as on those that address the construction of cultural links in the broadest sense, creating landscapes with a motivic, thematic, social or political charge – to paraphrase Pierre Nora, paysages de mémoire. Such landscape images encapsulate historical events and national identities, basic philosophical attitudes and political conflicts or cultural, social or environmental issues. The landscape can then become not only a form of reflection on links beyond landscape itself, but also a meta-genre that expresses how nature and landscape are perceived by a particular artist, cultural region or period.
Doctoral candidates or young post-graduate art historians from all over the world are invited to submit proposals for the seminar theme. These may include both proposals in the field of Asian and Western art history during any period from the Middle Ages to the present day, as well as – and in particular – themes that already deal with transfer between Eastern and Western notions of landscape. Participants will be expected to give a talk on their proposal. It is planned that proposals accepted for the seminar will be published. During the first week of the seminar, in autumn 2016, all the participants will present preliminary papers which will be further developed in the light of discussions in preparation for the second week of the seminar. The contributions will be jointly edited during the spring 2017 session.
All travel and accommodation expenses will be covered by the organizers. The seminar will be held in English. Applications including a detailed thematic proposal (max. two pages), a CV (resume), a list of relevant publications and a letter of recommendation from the applicant’s academic supervisor or a senior researcher must be submitted in PDF format by 10 March 2016 to Professor Shai-Shu Tzeng, National Taiwan Normal University (sstzeng@ntnu.edu.tw), Professor Yih-Fen Hua, National Taiwan University (yfhua@ntu.edu.tw) and Professor Uwe Fleckner, University of Hamburg (uwe.fleckner@uni-hamburg.de).
Application closed.
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23. — 27.9.20136. — 9.10.2014
Markt und Macht. Der Kunsthandel im „Dritten Reich“
Universität Hamburg und Aby-Warburg-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Getty Research Institute, Los Angeles
Gemeinsam mit dem Getty Research Institute, Los Angeles, veranstaltete das Internationale Warburg-Kolleg, Hamburg, 2013/2014 eine zweistufige Tagung zu neueren Forschungen zum Kunstmarkt im Nationalsozialismus. Die Tagung behandelte grundlegende Fragen, beispielsweise in systematischen Themenstellungen von kunst-, wirtschafts- und rechtshistorischer Relevanz oder anhand von konkreten Fallbeispielen aus allen Bereichen des Kunsttransfers im »Dritten Reich« inkl. seiner Vor- und Nachgeschichte (offizieller und klandestiner Kunstmarkt, nationale wie internationale Verkäufe, Kunstraub und Beutekunst, Beschlagnahmungen und Veräußerungen »entarteter« Kunst aus deutschen Museen, Enteignung jüdischer Sammlungen, historische wie aktuelle Restitutionsfälle). Diskutiert wurden neue Erkenntnisse zur historischen Situation des Kunstmarkts, seiner Protagonisten und Mechanismen, zur Geschichte der Museen und Privatsammlungen im Nationalsozialismus sowie zur Exilforschung und zum Themengebiet der »Entarteten Kunst«.
Bei der ersten Kollegveranstaltung in Los Angeles (23.-27.9.2013), wurden in einem Workshop aktuelle Forschungsprojekte zu diesem Themenkreis vorgestellt. Für die abschließende Veranstaltung (6.-9.10.2014) am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg (Warburg-Haus) wurden aus diesen Projektskizzen öffentliche Vorträge entwickelt.Die Kollegveranstaltungen wurden von der VolkswagenStiftung, Hannover, gefördert.
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15. — 19.10.20124. — 9.2.2013
Hermeneutik des Gesichts. Aktuelle Positionen der Porträtforschung
Das Internationale Warburg-Kolleg 2012/2013 widmete sich dem Thema des Porträts in seiner gattungsgeschichtlichen wie methodischen Komplexität. Das Porträt ist seit seinen Anfängen und bis in die Kunst der unmittelbaren Gegenwart hinein als eine Kunstform der Widersprüche zu kennzeichnen: Vor die Aufgabe gestellt, mit dem individuellen Menschen und seiner Charakterisierung einen strikt vorgegebenen Gegenstand zu erfassen und zugleich ein Kunstwerk eigenen Rechts zu gestalten, sehen sich sämtliche Bildnisformen einem ästhetischen Konflikt ausgesetzt, dessen Lösungen denkbar stark zwischen naturnaher Wiedergabe und weitgehend abstrakter Werkerfindung oszillieren. Die Aufmerksamkeit des Kollegs galt daher der gesamten Bandbreite dieses Themengebietes. Zur Diskussion standen – nach Maßgabe der eingereichten Vorschläge – folgende Themen: Bildnisse aller Epochen der Kunstgeschichte, westliche und außereuropäische Formen des Porträts, Einzel-, Gruppen- und Rollenporträts sowie ihr funktionaler Einsatz in politischen, historischen und sonstigen repräsentativen Kontexten, Porträt und Physiognomik, gattungsübergreifende Bildnisse auch innerhalb der neuen Medien, nicht-figürliche Bildnisse sowie Auslöschungen/Negierungen des Porträts.
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15. — 19.2.201011. — 16.10.2010
Das magische Bild. Techniken der Verzauberung in der Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Das Internationale Warburg-Kolleg 2010 widmete sich dem Thema des Bildzaubers in anthropologischer und medienhistorischer Perspektive. Hierbei stand das magische Bild in seinem Objektcharakter, seiner Ähnlichkeits- oder Stellvertreterrelation sowie seiner Performativität im Zentrum der Diskussion. Auf der einen Seite wurden Medialität, Materialität, Produktions- und Rezeptionsbedingungen von als magisch erklärten, als lebendig oder handelnd wahrgenommenen Bildern in den Blick genommen, auf der anderen Seite mögliche Gattungsfunktionen wirkmächtiger Kunstwerke. Untersucht wurden dabei Bilder in politisch-juristischen, religiösen oder ästhetischen Kontexten, etwa bei Hinrichtungen in effigie, in der Funeralplastik, im Vera Icon und verwandten Gattungen, sowie bei bildlichen Substituten im Herrscherritus, bei bildlichem Abwehrzauber, wundertätigen Bildern, aber auch bei Formen »lebendiger« Bilder in aktuellen Kunstformen sowie Bildattentaten der Gegenwart.
Während der ersten Sitzung im Frühjahr stellten die Kollegiatinnen und Kollegiaten ihre Beiträge vor, die auf der Grundlage der gemeinsamen Diskussionen bis zur zweiten Kollegwoche ausgearbeitet wurden. In der Herbstsitzung fand die gemeinsame Redaktion der eingereichten Beiträge statt. -
14. — 18.7.20089. — 13.2.2009
Der Künstler in der Fremde. Wanderschaft – Migration – Exil
Das Internationale Warburg-Kolleg 2008/2009 untersuchte Einfluss und Bedeutung, den der gewollte oder zwangsweise Aufenthalt eines Künstlers im Ausland auf den künstlerischen Schaffensprozess sowie auf die Rezeption von Werken der Bildenden Kunst, aber auch auf die kunsthistorische Wahrnehmung eines Œuvres haben können. Dabei sollte bewusst keine geographische oder methodische Beschränkung vorgegeben werden. Denkbar waren Ansätze aus der Exilforschung, den Colonial und Postcolonial Studies bis hin zur Transferforschung und der entsprechenden Wirkungsgeschichte. Themenfelder und Fragestellungen waren: Wanderschaft als Leitbild künstlerischer Ausbildung, Integrationsbemühungen nationaler Kunstakademien und Institutionen, politisch-religiös motivierte Fluchtbewegungen und ihre Folgen für die künstlerische Produktion, Migration als Makel oder Werbestrategie des modernen Künstlers, Ausgrenzung und Diffamierung bestimmter künstlerischer Tendenzen und ihrer Vertreter und deren Widerspiegelung in einer national ausgerichteten Kunstgeschichtsschreibung, Kunst als vorgeblich transnationale ideologiefreie Sprache.
Während der ersten Sitzung im Sommer stellten die Kollegiatinnen und Kollegiaten ihre Beiträge vor, die auf Grundlage der gemeinsamen Diskussionen bis zur zweiten Kollegwoche ausgearbeitet wurden. In der Frühjahrssitzung fand die gemeinsame Redaktion der eingereichten Beiträge statt.
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21. — 25.3.200617. — 25.10.2006
Die Nationalisierung der Kunst
Das Internationale Warburg-Kolleg 2006 widmete sich dem Thema „Die Nationalisierung der Kunst“. Das Phänomen wurde aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet: Einerseits befasste sich das Kolleg mit künstlerischen Konstruktionen nationaler Kunst, sowohl mit nationalen Ikonographien als auch mit der Frage nach den formalen Strategien, mit denen
die Kunst national kodiert wurde. Andererseits widmete es sich der nationalen Vereinnahmung, Instrumentalisierung und Kategorisierung von Kunstwerken, wie sie von der Kunstkritik, der Kunstgeschichte, den Museen oder anderen Institutionen betrieben werden. Da der Nationalismus erst zum 1800 zu einem wesentlichen Sinnstiftungs- und Orientierungsmuster wurde, richtete sich der Blick in besonderem Maße auf die Kunst der Moderne; gleichwohl wurden bewusst auch Vor- und Frühformen einer sich patriotisch gebärdenden Kunst ins Blickfeld einbezogen.