Tagebuch

Stadtspaziergang mit Karen Michels

Treffen im Rathaus

Auf dem Weg in den großen Festsaal

Wandgemälde Hugo Vogels, die Ansiedlung von Bauern und Fischern

Mittelportal im Festsaal, darüber Darstellung der Christianisierung im Hamburgischen Gebiet

Stirnwand mit Hamburger Hafen

Besuch im historischen Gebäude der Bank M.M. Warburg

Speersort, ehemaliger Ort des Johanneums, 1840 im Stil der Florentiner Frührenaissance errichtet auf dem Platz des früheren, 1806 abgerissenenen, Domes

Karen Michels mit Aby Warburgs Klassenfoto der Conabiturienten der Gelehrtenschule des Johanneums Michaelis 1886
Stadtspaziergang mit Karen Michels
Aby Warburg – Im Geiste Florentiner, Hamburger im Herzen!
Am Dienstag, den 16. April versammelte sich um 15.30 Uhr eine Gruppe von 23 Personen vor dem Rathausportal, um sich im Rahmen des Jahresprogramms 2019 »Die Künste im technischen Zeitalter« anlässlich des Universitätsjubiläums gemeinsam mit PD Dr. Karen Michels auf einen thematischen Stadtspaziergang auf den Spuren von Aby Warburg zu begeben. Beginn des Rundgangs war der große Festsaal des Hamburger Rathauses, der Dank der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung und Vorsitzende der Aby-Warburg-Stiftung, für die Gruppe des Warburg-Hauses reserviert werden konnte.
Zum 90. Todestag von Aby Warburg und hundertjährigen Jubiläum der Universität Hamburg 2019 vergegenwärtigt das Warburg-Haus den Beitrag der Wissenschaftler um Aby Warburg zur Entstehung der modernen Kunstwissenschaft. Warburg, seine Familie und der Kreis der Wissenschaftler um ihn prägten den Aufbau der Universität Hamburg. Die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg spielte eine entscheidende Rolle bei der Einrichtung des kunsthistorischen Seminars, das 1926 eröffnete Gebäude der K.B.W., das heutige Warburg-Haus, gab der Vernetzung der Geisteswissenschaften in Hamburg einen institutionellen Ort. Die Hamburger Schule um Warburg und Erwin Panofsky hat es in Jahrzehnten produktiver Forschung auch nach dem Londoner Exil der Bibliothek ab 1933 zu Weltgeltung gebracht.
Karen Michels, Autorin zahlreicher Bücher über Aby Warburg, Erwin Panofsky und die Kunstwissenschaft, führte die Gruppe zunächst in den großen Festsaal des Rathauses, um gemeinsam die 1909 fertiggestellten Wandgemälde, die der Berliner Professor Hugo Vogel im Auftrag der Hansestadt realisierte und die verschiedene Epochen der hamburgischen Kulturgeschichte darstellen sollen, von einer Ansicht der norddeutschen Tiefebene, über die Ansiedlung von Bauern und Fischern, ihre Christianisierung und Taufe bis zur Ansicht des modernen Hamburger Hafens, zu betrachten und vor Ort Aby Warburgs Beschäftigung mit den Bildern und ihrer Ausdrucksfähigkeit nachzuvollziehen. Warburg verfasste über die Wandbilder seinen 1910 in der Zeitschrift Kunst und Künstler erschienenen Aufsatz Die Wandbilder im Hamburgischen Rathaussaale, in dem er sich kritisch auseinandersetzte mit der »Unzulänglichkeit dieses Kompromißversuches« zwischen expressiver Umrißzeichnung in der Figurendarstellung und »impressionistischer Fernkunst« im »landschaftlichen Hintergrund«, der »Milieustimmung« schafft. Trocken resümierte Warburg: »wenn nun aber jenes Riesentryptichon von Strandidyll, religiösem Zeremonialakt und Landungsplatz die Quintessenz Hamburgischer Kulturbewegung ausreichend versinnbildlicht, so ist eben den Hamburgern und ihrem berufenen Organ im Augenblick höchster Gedächtnisanspannung nichts aufregend Großes, nicht einmal menschlich Wesentliches eingefallen, das zu so monumentalem Vorgange berechtigte«.
Im Anschluss an den Besuch im Rathaus begab sich die Gruppe zum Bankhaus M.M. Warburg in der Ferdinandstraße 75, in die die Bank nach Erwerb des vormals dort befindlichen Hauses 1867 einzog, die nach Erwerb des Nachbargrundstücks 1881 und weiteren Umgestaltungen ihre heutige Gestalt erhielt, die äußerlich an die Renaissance-Architektur Florentiner Paläste erinnert. Bei der Besichtigung einiger Konferenzräume konnten die historischen Portraits und Bilder von Familienmitgliedern betrachtet werden und die Geschichte der Familie und der Bank, deren Leitung Aby selbst seinerzeit seinem jüngeren Bruder Max überlassen hatte, weiter nachvollzogen.
Abschließend begab sich die Gruppe auf die heutige Freifläche neben dem Pressehaus am Speersort 1, hinter der Mönckebergstrasse, wo sich einst das aus dem Johannis-Kloster hervorgegangene Johanneum befand, dessen charakterischer Bogengang sich noch in der Architektur der Bogenfenster im Erdgeschoss des Pressehauses als Wiederaufnahme angedeutet findet. Zum Abschluss konnte hier nachvollzogen werden, wie Aby Warburg als Schüler des Johanneums die Grundlagen für seine humanistischen und bibliophilen Interessen fand.
Aby Warburg / Die Künste im technischen Zeitalter / Universitätsjubiläum 2019

Neuerscheinung: Migrating Histories of Art. Self-Translations of a Discipline
Band 19 der Studien aus dem Warburg-Haus
herausgegeben von Maria Teresa Costa und Hans Christian Hönes Dezember 2018, ISBN 978-3-11-048587-5, Euro [D] 69,95 Art historians have frequently been faced with the challenge of writing for an international audience and translating their own work into a foreign language – whether forced by…
Neuerscheinungen

Neuerscheinung: Aby Warburg: Bilder aus dem Gebiet der Pueblo-Indianer in Nord-Amerika
Band III.2 der Gesammelten Schriften - Studienausgabe, herausgegeben von Uwe Fleckner
Soeben ist als Band III.2 der Studienausgabe der Gesammelten Schriften Aby Warburgs der von Uwe Fleckner herausgegebene Band »Bilder aus dem Gebiet der Pueblo-Indianer in Nord-Amerika« mit Warburgs Vorträgen und Fotografien erschienen. Der Hamburger Kunst- und Kulturhistoriker Aby Warburg brach…
Aby Warburg / Neuerscheinungen

Neuerscheinung DVD »Rather Die Than Die« von Natacha Nisic
Ein Film der Pariser Künstlerin über Aby Warburg und den I. Weltkrieg, der zum Teil im Warburg-Haus gedreht wurde
Für ihren jüngsten Film »Plutôt mourir que mourir« / »Rather Die Than Die« (Eher Sterben als Sterben), eine Auftragsarbeit des französischen Kulturministerium unter Federführung des Centre national des arts plastiques aus Anlass des hundertjährigen Jubiläums des Endes des I. Weltkrieges…
Neuerscheinungen / Politische Emotionen

Idols and Museum Pieces. The Nature of Sculpture, its Historiography and Exhibition History 1640-1880
Band 17 der Studien aus dem Warburg-Haus
herausgegeben von Caroline van Eck Mai 2017, ISBN 978-3-11-040691-7, Euro [D] 49,95 Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums 1764 gilt als Ausgangspunkt der modernen wissenschaftlichen Erforschung von Skulptur. Er zeichnet darin eine fomalistische und profane Geschichte, die die Staute als…
Neuerscheinungen

Neuerscheinung: Magische Bilder
Mnemosyne. Schriften des internationalen Warburg-Kollegs, Band 5
„And if you were to ask me / After all that we’ve been through / Still believe in magic? / Yes, I do.“ Diese Zeilen aus „Magic“ von Coldplay stellen Uwe Fleckner und Iris Wenderholm ihrem einleitenden Aufsatz „Magie und Metapher. Wirkmächtige Bilder in…
Neuerscheinungen / Warburg-Kolleg

Neuerscheinung
Band 13 der Vorträge aus dem Warburg-Haus
Soeben ist Band 13 der Vorträge aus dem Warburg-Haus erschienen mit Themen von Caesar über E.T.A. Hoffmann bis Franz Marc, von „Diskurs und Handlungsrahmen“ über „Darstellen als Handlungsform“ bis zu „Folgen des Kreativitätsdispositivs“. Wir wünschen anregende…
Neuerscheinungen

Neuerscheinung: The Afterlife of the K.B.W.
Band 12 der Vorträge aus dem Warburg-Haus
Ende 1933 verließ die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg Hamburg. Der Dampfer Hermia brachte Bücher, Notizen, sogar Mobiliar aus der Heilwigstraße in Hamburg nach London. Der Band versammelt Aufsätze zur Emigration der K.B.W. und ihrer Entwicklung als Warburg Institute in London.…
Neuerscheinungen