Die Künste im technischen Zeitalter II
Konzeption: Birgit Recki, Benjamin Fellmann
Mit dem Aufbau der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg und der Entwicklung eines Instrumentariums, das Kunst und Bilder über Zeiten und Räume hinweg als soziale, kulturelle und politische Bedeutungsträger ernst nimmt, begründeten die Wissenschaftler*innen um Aby Warburg in Hamburg eine moderne Kunstwissenschaft als Kulturwissenschaft. Für Warburg als technikbegeisterte Person war der Blick auf kulturelle Ausdrucksformen immer auch ein Blick auf das bis in die Gegenwart verfolgte Verhältnis von Kunst, Medien und technischem Wissen. Dieses interdisziplinäre Interesse bietet dem zweijährigen Schwerpunktthema am Warburg-Haus den Anlass, der Aktualität von Warburgs methodischem Erbe nachzugehen und im Fokus auf das Verhältnis von Kunst und Technik bis heute ungebrochen inspirierende innovative Impulse und Methodenreflexionen aufzugreifen.
Im ersten Halbjahr 2020 befassen sich die Vorträge im Warburg-Haus mit Hans Blumenbergs Beschäftigung mit Technik und Kunst, anlässlich des runden Geburtstages des großen Philosophen, der sich 2020 zum hundertsten Mal jährt; mit der architektonischen Gestaltung von U-Bahnhöfen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im europäischen Vergleich als zentralem infrastrukturellem Element des Erscheinungsbildes von Metropolen; im Vortrag des Inhabers der Aby-Warburg-Professur 2020 mit den Bildwelten visueller Erfahrungsräume in Hamburger und deutscher Malerei und italienischer Kunst des späten Trecento und frühen Quattrocento; sowie mit der Technikgeschichte der Oper (Birgit Recki, Frank Schmitz, Christopher Wood, Alexander Meier-Dörzenbach). Die Vorträge werden von einem Programm von Kooperationsveranstaltungen umrahmt. Im April ist in Kooperation mit dem Kunsthaus Hamburg aus Anlass der Ausstellung Ah Humanity! der beiden Filmemacher Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylor vom Sensory Ethnography Lab der Harvard University eine Kuratorenführung in der Ausstellung mit anschließender Podiumsdiskussion im Warburg-Haus geplant. Im Mai ermöglicht eine Kooperation mit Flexibles Flimmern – Das mobile Kino ein Filmscreening des großen Werks Leviathan (2012) von Paravel/Castaing-Taylor im Lesesaal, und im Juni soll in Kooperation mit der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung und dem Verlag Klett-Cotta ein Abend mit Ernst Kantorowicz stattfinden anlässlich der Erscheinens der deutschen Ausgabe von Robert E. Lerners Biographie des international einflussreichen Historikers und Mediävisten, mit dem Übersetzer Thomas Gruber, Villa I Tatti Florenz, Barbara Picht, ZfL Berlin, und Christopher Wood, New York University.
Hinweis zur Corona-bedingten Schließung des Warburg-Hauses seit März 2020:
In der Zeit der Corona-bedingten Schließung des Hauses für die Öffentlichkeit können keine Veranstaltungen stattfinden. Wir bedauern dies sehr. Gleichwohl suchen wir gemeinsam mit Vortragenden und Kooperationspartnern nach Möglichkeiten, digitale oder terminliche Alternativangebote zu realisieren. Dazu laden wir Sie herzlich ein, sich regelmäßig auf unserer Webseite unter Aktuelles und im Veranstaltungskalender zu informieren. Insbesondere bieten wir in Reaktion auf die Corona-Pandemie allen Freundinnen und Freunden des Warburg-Hauses auf unserer Webseite an, eine Online-Vorlesung zur Philosophie der Kultur von Birgit Recki zu verfolgen, wöchentlich zwischen April und Juli im Lesesaal des Warburg-Hauses aufgezeichnet und online als Podcast zur Verfügung gestellt. Die Veranstaltungen im Lesesaal, die Corona-bedingt ausfallen mussten, entfallen nicht ersatzlos sondern werden in Absprache mit unseren Kooperationspartnern nachgeholt, sobald dies in geeigneter Form möglich sein wird.
Im zweiten Halbjahr 2020 thematisiert der Vortrag anlässlich des 91. Todestages von Aby Warburg digitale Prozesse der Bilderkultur der Gegenwart und Warburgs Ansatz einer kritischen Bildforschung für das digitale Zeitalter; im November widmet sich der fünfte Vortrag der Reihe Techniken der Bild- und Wissensproduktion in der europäischen Naturgeschichte um 1800, und der Festvortrag des Wissenschaftspreisträgers der Aby-Warburg-Stiftung 2020 nimmt anlässlich der sechsten Verleihung der Martin Warnke-Medaille Diego Velázquez‘ berühmtes Gemälde Las Hilanderas (die Spinnerinnen) in den Blick (Ursula Frohne, Dominik Hünniger, Victor I. Stoichita).