Tagebuch

Tagung: Literarische Exerzitien. Ethische Textpraktiken in der Moderne (1800–2000)
Mittwoch, 28. - Freitag, 30. Juni 2023: Internationale Tagung, gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung
Vom Mittwoch, 28. Juni bis Freitag, 30. Juni laden wir Sie sehr herzlich ein ins Warburg-Haus zur internationalen öffentlichen Tagung:
Literarische Exerzitien. Ethische Textpraktiken in der Moderne (1800–2000)
Literatur ist kein Selbstzweck, sondern steht im Zeichen, vielleicht sogar im Dienst eines guten Lebens. Die Tagung Literarische Exerzitien. Ethische Textpraktiken in der Moderne (1800–2000) re-evaluiert das Verhältnis von Ästhetik und Ethik in der Moderne, indem sie literarische Formen und Gattungen untersucht, die durch Heteronomie gekennzeichnet sind. Gebet, Litanei, Meditation oder Exerzitium sind streng geordnete Praktiken und Textsorten, die auf repetitive Verwendungsweisen angelegt sind. Sie zielen gerade in diesen Wiederholungen auf Subjektivierung: Betend, meditierend, übend bildet sich auch das moderne Selbst. Dieser Befund steht quer zum modernen Paradigma einer auf Originalität, Formexperiment und Selbstreferenz setzenden Kunstautonomie.
Die Tagung konturiert mit diesem Fokus auf die Heteronomieästhetik auch das ethische Profil der Moderne: Welche tradierten Wiederholungs-, Dramatisierungs- und Übungsmuster werden in literarischen Beichten, Losungen oder Litaneien realisiert, aber auch prozessiert oder transformiert? Welche ethischen Einsätze sind damit verbunden? Die Tagungsbeiträge loten das rhetorische sowie das gattungsbezogene Formrepertoire aus, das die Texte in diesem Zuge aufbieten. Es steht vor diesem Hintergrund zu fragen, wie sich Innovation, Kreativität, Virtuosität aus der Spannung von formaler Norm und künstlerischer Freiheit heraus denken lassen. Und schließlich: Wie genau wird hier eine Literatur in den Dienst eines ‚guten Lebens‘ gestellt?
Die Tagung wird ermöglicht durch die Förderung der Fritz Thyssen Stiftung.
Konzept und Organisation: Carolin Rocks (Universität Hamburg, Institut für Germanistik) und Jakob Christoph Heller (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Germanistisches Institut)
Programm
Mittwoch, 28. Juni 2023
14:00 Begrüßung
Form, Askese und Erkenntnis (I)
- 14:15 Martina Wagner-Egelhaaf: Lesenlernen als Exerzitium. Zu Karl Philipp Moritz’. Neuem ABC-Buch (1790)
- 15:00 Florian Schmidt: Musikalische Exerzitien. Klavier- und Schreibübungen bei Clara Schumann und Roland Barthes
15:45 Pause
- 16:15 Korbinian Lindel: »das Eiserne Kreuz auf dem Rücken«. Soldatische Askese und religiöse Sublimation der Kriegserfahrung bei Hugo Ball
- 17:00 Joachim Jacob: Lebenskunst, Konkrete Poesie und literarisches Exerzitium: Eugen Gomringers Stundenbuch (1965)
17:45 Pause
Abendvortrag
18:15 Rüdiger Campe: Meditation und Fabulation bei Emmy Hennings. Zum Verhältnis von Form und Verfahren
Donnerstag, 29. Juni 2023
Form, Askese und Erkenntnis (II)
- 9:30 Simone Schultz-Balluff: Die Welt in einer Grußformel – Sprachbildlichkeit in nord-deutschen Nonnenbriefen aus dem 16. Jahrhundert
- 10:15 Daniel Weidner: »Setz Dich, Konzentriere Dich, Schreibe!« Meditation, Konfession und parrhesia in K.O. Knausgårds Mein Kampf
Selbst, Sorge und Ethos
- 11:30 Elisabeth Flucher: Erbauen und Trösten. Therapeutische Lektüre- und Schreibpraxis in Rahel Levin Varnhagens Briefen
- 12:15 Zoe Zobrist: Die »Reproduktion abgebrochen schwebender Gebilde«: Gottfried Kellers Sieben Legenden
13:00 Mittagspause
- 14:15 Emma Louise Brucklacher: Profane Heiligkeit. Joseph Roths Legende vom Heiligen Trinker
- 15:00 Alina Boy: »Ich mißtraute und wurde gesund«. Textpraktiken des Heilens bei Thomas Bernhard
15:45 Pause
- 16:15 Sebastian Meixner: Noch möglich. Die Ökonomie des Geständnisses bei Dürrenmatt
- 17:00 Carolin Rocks: Übungen in Bewunderung. Ciorans biographische Porträts
17:45 Pause
Abendvortrag
18:00 Christopher J. Wild: Sich üben: Zur Medialität des Denkens
Freitag, 30. Juni 2023
Exerzitium, Liturgie und Litanei
- 9:30 Wolfgang Braungart: Möglichkeiten und Grenzen kunstreligiöser Exerzitien: Novalis
- 10:15 Jakob Christoph Heller: Exerzitien und Exzess bei Ludwig Tieck
11:00 Pause
- 11:30 Felix Kraft: Exerzitien in was? Kritisch-säkulare Andacht in Bertolt Brechts Hauspostille
- 12:15 Konstantin Sturm: »Mich wundert, dass ich fröhlich bin«. Liturgische Praktiken in Ödön von Horváths dramatischem Totentanz Glaube Liebe Hoffnung
13:00 Mittagspause
- 14:15 Niklaus Largier: Symbolische Aufladung: Exerzitien und Exzentrik bei Huysmans und Bataille
15:00 Abschlussdiskussion mit Kaffee
Downloads
Dynamiken der Form

Online: Vortrag von Elisabeth Bronfen
Hermiones Rückkehr - Das Nachleben einer Pathosgeste
Vortrag der Trägerin des Wissenschaftspreises der Aby-Warburg-Stiftung 2017 Elisabeth Bronfen, Ordinaria am Englischen Seminar der Universität Zürich und Global Distinguished Professor an der New York University, anlässlich der Verleihung der Martin Warnke-Medaille am 19.12.2017 im Warburg-Haus…
Latenz in den Künsten / Martin Warnke-Medaille / Publikationen / Wissenschaftspreis

Buchvorstellung: Stimmungs-Atlas »B wie Blickfänger«, ein Buch über das Bild »Betty« von Gerhard Richter
Podiumsdiskussion der Autoren Insa Härtel und Karl-Josef Pazzini mit Nora Sdun (Textem Verlag) und Benjamin Fellmann (Warburg-Haus)
Am Montag, den 18. Dezember 2017 fand als Kooperationsveranstaltung des Warburg-Hauses mit dem Hamburger Textem-Verlag im Rahmen des Jahresschwerpunktes „Latenz in den Künsten“ die Vorstellung des Buches Stimmungs-Atlas »B wie Blickfänger« statt. Von 20.00 Uhr bis 21.30 Uhr…
Latenz in den Künsten

Verleihung der Martin Warnke-Medaille an Elisabeth Bronfen
Anschließender Vortrag der Preisträgerin: "Hermiones Rückkehr - Das Nachleben einer Pathosgeste"
Prof. Dr. Elisabeth Bronfen wurde am Dienstag, den 19. Dezember 2017, 19 Uhr, im Warburg-Haus feierlich die Martin Warnke-Medaille verliehen. Sie ist Ordinaria am Englischen Seminar der Universität Zürich und seit 2007 zugleich Global Distinguished Professor an der New York University. Ihre…
Latenz in den Künsten / Martin Warnke-Medaille / Wissenschaftspreis

Online: Vortrag von Anselm Haverkamp
Saussure, der Text, die Bilder
Vortrag von Anselm Haverkamp, Professor of English Emeritus der New York University, New York, Professor Emeritus der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder und Honorarprofessor am Lehrstuhl für Philosophie I der Ludwig-Maximilians-Universität München, am 21.11.2017 im Rahmen der…
Latenz in den Künsten / Publikationen

Seminar »Latenzen im Museum – Bilder im Depot und Bilder als Depot« in der Hamburger Kunsthalle
Eine Kooperation im Rahmen des Schwerpunktthemas "Latenz in den Künsten"
Mit Sandra Pisot, Leitung Sammlung Alte Meister, Hamburger Kunsthalle, Benjamin Fellmann, Warburg‐Haus, Elena Tolstichin, Warburg‐Haus / Forschungsprojekt Bilderfahrzeuge, im Depot Alte Meister und den Reformationskabinetten. Eine Kooperationsveranstaltung der Hamburger Kunsthalle und des…
Latenz in den Künsten

Online: Vortrag von Martin von Koppenfels
›Dream on, dream on, of bloody deeds and death‹: Alptraum und Geschichte in Shakespeares ›Richard III‹
Vortrag von Martin von Koppenfels, Professor am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München, am 24.10.2017 im Rahmen der Vortragsreihe zum Schwerpunktthema Latenz in den Künsten im Warburg-Haus. Die Aufzeichnung erfolgte durch das…
Latenz in den Künsten / Publikationen

Online: Vortrag von Christopher Wood
3 Frauen
Vortrag von Christopher Wood, Professor und Chair des Department of German der New York University, am 4.7.2017 im Rahmen der Vortragsreihe zum Schwerpunktthema Latenz in den Künsten im Warburg-Haus. Die Aufzeichnung erfolgte durch das Team des eLearning-Büros der Fakultät für…
Latenz in den Künsten / Publikationen

Die Künste als Archive eines Ausgleichswissens
Cornelia Zumbusch zum Nachdenken über Gleichgewicht im Warburg-Haus anlässlich der Tagung Latente Spannungen - Figuren des Äquilibriums
Das Deckenlicht im Lesesaal der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg ist nicht rund, sondern oval. Durch diese Glaskonstruktion wird der elliptische Raum augenfällig. Die Ellipse war für Warburg als Denkfigur zentral, und das aus mehreren Gründen. In Warburgs Forschungen zur Geschichte…
Latenz in den Künsten

Das Äquilibrium als Modell und mögliche Daseinsmetapher
Eckart Goebel zum interdisziplinären Forschungsfeld anlässlich der Tagung Latente Spannungen - Figuren des Äquilibriums
Unterschiedliche Modelle des Ausgleichens und Balancierens, aber auch die Artikulation einer tiefsitzenden Angst vor dem Verlust des Gleichgewichts von der Antike bis in die Gegenwart zählen zu den Basiselementen kultureller Erfahrung und deren Reflexion. Das alte, von der thebanischen Sphinx dem…
Latenz in den Künsten

Thementag Warten/Latenz in der Hamburger Kunsthalle und im Warburg-Haus
Dialogführung und Vorträge im Rahmen des Schwerpunktthemas "Latenz in den Künsten"
Eine Kooperation mit der Hamburger Kunsthalle zur Ausstellung »Warten. Zwischen Macht und Möglichkeit« WARTEN / LATENZ: Die Veränderung unserer Lebenswelten schreitet mit hohem Tempo voran. Das aktuelle Schwerpunktthema des Warburg-Hauses fragt danach, was mit Vergangenem passiert. Warburgs…
Latenz in den Künsten

Online: Vortrag von Niklaus Largier, Berkeley
Latente Beziehungen: Figur, Plastizität und ›Nachleben‹ bei Warburg und Auerbach
Eine Veranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe zum Schwerpunktthema Latenz in den Künsten, 22.5.2017. Die Aufzeichnung erfolgte durch das Team des eLearning-Büros der Fakultät für Geisteswissenschaften und steht auf der UHH-eigenen Plattform Lecture2Go bereit.…
Latenz in den Künsten / Publikationen

Online: Vortrag von Cornelia Wild, München
Flüchtige Form. Passantinnen bei Baudelaire, Freud und Warburg
Eine Veranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe zum Schwerpunktthema Latenz in den Künsten, 25.4.2017. Die Aufzeichnung erfolgte durch das Team des eLearning-Büros der Fakultät für Geisteswissenschaften und steht auf der UHH-eigenen Plattform Lecture2Go bereit.…
Latenz in den Künsten / Publikationen

Künstlergespräch mit Ursula Schulz-Dornburg
Im Rahmen des Schwerpunktthemas "Latenz in den Künsten"
Eine Kooperation mit der Hamburger Kunsthalle zur Ausstellung „Warten. Zwischen Macht und Möglichkeit“ Das was war und das was kommt, verdichtet sich im Nicht-Ort, im Bild des Wartens an der Haltestelle. Latent und doch spürbar, ruhig und klar, surreal und beunruhigend. Ein Gespräch…
Latenz in den Künsten

Latenz in den Künsten
Schwerpunktthema 2017
Unsere modernen Lebenswelten verändern sich rasant – und doch ist das, was überholt und abgelegt scheint, nicht einfach aus der Welt. Was also passiert mit dem, was vorher war? Wie gerät etwas in Vergessenheit, wie wirkt es unterschwellig weiter und nach welchen Gesetzen taucht es wieder auf?…
Latenz in den Künsten