Tagebuch
Premiere im Warburg-Haus – Chorkonzert: In den Gärten. Spiel für Chor und Bläser
Kammerchor des Mönchsee-Gymnasiums Heilbronn, im Garten. Im weiteren Programm: Chorszenen aus Christoph Willibald Gluck, Orfeo ed Euridice, im Lesesaal
Am Donnerstag, den 20. Juni 2019 gab es im Warburg-Haus die Gelegenheit zu einer ganz besonderen klanglich-musikalischen Erfahrung im Rahmen einer echten Premiere: Erstmals fand im Warburg-Haus ein Chorkonzert statt. Und das nicht nur im berühmten Lesesaal, sondern aufgrund des besonderen Anlasses und der besonderen Natur der Stücke auch im Garten.
An einem Tag mit zunächst wechselhaftem Wetter kam pünktlich um 19 Uhr alles zusammen: Die Sonne vertrieb rechtzeitig die Regenwolken, so dass sich die Besucher im Garten zum Chorkonzert vor der wunderbaren Kulisse des Alsterlaufes und der vorbeiziehenden Alsterdampfer und Ruderer einfinden konnten.
In den Gärten. Spiel für Chor und Bläser des zeitgenössischen Komponisten Jochen Neurath, der auch selbst anwesend war, ist ein Auftragswerk für die Bundesgartenschau Heilbronn 2019, Szenario und Regie stammen von Frank Düwel: Gesungen vom Kammerchor des Mönchsee-Gymnasiums Heilbronn unter der Leitung von Claus Hutschenreuther, handelt es sich um eine Produktion des Mönchsee-Gymnasiums mit der Bundesgartenschau Heilbronn 2019. Auf ergreifende Weise zeigten die Sängerinnen und Sänger, begleitet von einem Bläserensemble des Jugendsinfonieorchesters Ahrensburg unter der Leitung von Sönke Grohmann, das zaghafte Erwachen aus der Kindheit, das Aufeinanderzugehen im Erwachsenwerden und den Ausblick auf das unbekannte Kommende:
In den Gärten endet die Kindheit und erwacht die Sehnsucht… Ein Spiel um die Liebe beginnt, Neugierde auf den Anderen, Nähe suchen – und Flüchten, Suchen, Finden, Festhalten und, wieder Suchen.
Der Garten ist ein Ort zwischen Natur und Zivilisation, in dem sich der Mensch zwischen Vernunft und Sehnsucht selbst begegnet. Das Spiel greift Motive barocker Schäferspiele, aber auch des Irrgartens und der urbanen Landschaft auf. 35 Sängerinnen und Sänger spielten dieses Spiel von Erwartung und Enttäuschung unter freiem Himmel. Mit selbstverbundenen Augen führten sie diese Lust am Finden und Suchen vor. Wie im Traum erschienen und verschwanden die Wesen in angenehmer Flüchtigkeit und hinterließen ihre Klänge und Geschichten. Eine Bläser-Gruppe griff mit ihren Klängen in das Spiel des Chores ein, und führt wie ein verschmitzter Amor mit seinen Klangpfeilen die Menschen in die Irre.
Es folgten nach einer Pause Chorszenen aus Christoph Willibald Glucks Orfeo ed Euridice unter dem Dirigat von Claus Hutschenreuther, szenisch eingerichtet von Maike Schuster. Den Orfeo sang beeindruckend der aufstrebende schwedische Nachwuchs-Bariton Martin Lissel, begleitet wiederum vom Kammerchor des Mönchsee-Gymnasiums sowie Juliette Serrié und Taleja Großmann von der Hochschule für Musik und Theater, Hamburg, am Marimbaphon.
Christoph Willibad Glucks Orfeo beklagt den erschütternden Verlust seiner Geliebten Euridice und dringt in den verbotenen Bereich der Unterwelt vor. Aus der freien Natur in die geschlossenen Räume der Geister – oder des Geistes… Orfeos Verlust wirft ihn ganz auf sich selbst zurück, wie die Heranwachsenden erst einmal sich selbst entdecken müssen, bevor sie auf den Anderen zugehen können.
Der aus diesem Anlass umgekehrt, mit dem Blick auf die Bücherwände und den Chor auf den Emporen, bestuhlte, holzgetäfelte Lesesaal des Warburg-Hauses schien nicht nur wie gemacht für die musikalische Einrichtung für Marimbaphon und Orfeos Bewegung zwischen Unter- und Oberwelt: Sämtliche Zuhörer waren gebannt und geradezu überwältigt von der Klarheit und Kraft, mit der Martin Lissel den Orfeo gab und der musikalischen Gewalt des Kammerchors.
Nicht von ungefähr erinnert der berühmte elliptische Lesesaal Aby Warburgs an Vorläufer in der profanen Architektur: Antike Theater. Warburgs Lebensthema, das Nachleben der Antike, schien plötzlich greifbar manifest im Raum, mit den stimmgewaltigen jungen Sängerinnen und Sängern schien auch der Chor der antiken griechischen Tragödie Gestalt anzunehmen. Nach diesem sinnlichen, fassbaren, überwältigend schönen Konzert galt allen Mitwirkenden stürmischster Applaus. Bei einem anschließenden Empfang setzten sich die sofort einsetzenden zahlreichen angeregten Unterhaltungen und Diskussionen mit den Sängerinnen und Sängern und Mitwirkenden fort.
In den Gärten. Spiel für Chor und Bläser von Jochen Neurath und Frank Düwel
Orfeo et Euridice von Christoph Willibald Gluck – Chorszenen im Lesesaal
Kammerchor des Mönchsee-Gymnasiums Heilbronn
Bläserensemble des Jugendsinfonieorchesters Ahrensburg
Orfeo: Martin Lissel
Marimbaphon: Juliette Serrié & Taleja Großmann
Musik: Jochen Neurath
Leitung: Claus Hutschenreuther
Einstudierung Bläser: Sönke Grohmann
Szenario/Regie: Frank Düwel
Assistenz: Maike Schuster
Warburg-Haus Hamburg: Eva Landmann, Mina Wagener, Fanny Weidehaas, Benjamin Fellmann
norden-theaterproduktion: Manfred Scharfenstein
Produktion: Mönchsee-Gymnasiums mit der Bundesgartenschau Heilbronn 2019
Ausführende Produktion: norden-theaterproduktion
Eine Kooperation des Warburg-Hauses mit der Hochschule für Musik und Theater, Hamburg, und der norden-Theaterproduktion.
Die Künste im technischen Zeitalter
Vortrag der Aby-Warburg-Stiftungsprofessorin 2019, Barbara Schellewald
Wahrnehmungsoptionen von Artefakten im Mittelalter im Licht moderner Reproduktionstechniken
Im Namen ihrer Vorsitzenden Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg, lud die Aby-Warburg-Stiftung am Montag, den 3. Juni um 19 Uhr zum Vortrag der Stiftungsprofessorin 2019 und einem anschließenden Empfang. Barbara Schellewald sprach über…
Die Künste im technischen Zeitalter / Warburg-Professur
Aby-Warburg-Stiftungsprofessorin 2019
Barbara Schellewald, Basel
Die Aby-Warburg-Stiftung und das Warburg-Haus freuen sich bekannt zu geben, dass Barbara Schellewald, Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Basel, seit dem 1. April als Stiftungsprofessorin Gast im Warburg-Haus ist! Bis Ende Juli wird sie in Hamburg leben und forschen und im Juni, im…
Warburg-Professur
Hölderlin und die Astronomie der »exzentrischen Bahn«
Aby-Warburg-Stiftungsprofessor Alexander Honold über die Denkfigur der Excentrizität, die Bedeutung der Himmelsläufe für die Geschichtsphilosophie im 18. Jahrhundert und Hölderlins Rezeption des astronomischen Denkens
Revolution und Kontingenz: von Kepler zu Hyperion Friedrich Hölderlin formulierte seinen geschichtlichen Standpunkt in poetischen Nachgestaltungen des Sternenhimmels und der Bewegungsgesetze der Astronomie. Am Ausgangspunkt steht, in den frühen Tübinger Hymnen, die Proklamation eines auf…
Publikationen / Warburg-Professur
Online: Vortrag von Aby-Warburg-Stiftungsprofessor 2018 Alexander Honold
Rausch, Taumel, Schicksalsergebenheit: Im Planetarium des Krieges
Am Montag, den 2.7.2018 lud die Vorsitzende der Aby-Warburg-Stiftung, Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg, zum Festvortrag des diesjährigen Stiftungsprofessors. Alexander Honold hielt seinen Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe zum Schwerpunktthema…
Politische Emotionen / Publikationen / Warburg-Professur
Aby-Warburg-Stiftungsprofessur 2018
Alexander Honold, Basel
Wir freuen uns sehr, dass Alexander Honold von April bis Juli 2018 als Warburg-Professor Gast im Warburg-Haus ist! Prof. Dr. Alexander Honold ist seit 2004 Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Basel. Er promovierte nach Studien der Germanistik, Komparatistik,…
Warburg-Professur
Jörg Jochen Berns ist Warburg-Professor 2017
Herzlich Willkommen im Warburg-Haus!
Wir freuen uns, dass Jörg Jochen Berns mit seiner Frau als Aby-Warburg-Stiftungsprofessor 2017 seit 1. März Gast im Warburg-Haus ist! Prof. em. Dr. Jörg Jochen Berns (*1938 in Frankfurt a.M.) studierte 1958 bis 1963 Germanistik, Philosophie und Geschichte an den Universitäten von Frankfurt…
Warburg-Professur
„Eine enorme Freiheit des Forschens“
Aby-Warburg-Stiftungsprofessor Peter Krieger im Gespräch
Publikationen / Warburg-Professur
Affekt und Bild
Ein Seminar der Leuphana-Universität Lüneburg zu Gast
Studierende der Leuphana Universität Lüneburg waren mit Martin Warnke, Professor für digitale Medien und Kulturinformatik, im Rahmen des Seminars „Methoden der digitalen Bildwissenschaft“ zu Gast im Warburg-Haus. Bei einer Tour durch das Haus lernten die Studierenden das Konzept der…
Politische Ikonographie / Warburg-Professur
Volles Warburg-Haus mit Aby und Mary, Wissenschaft und Kunst
Rückblick auf den Tag der offenen Tür zum 150. Geburtstag von Aby Warburg
Ein volles Haus zu Ehren Warburgs! So viele interessierte Besucherinnen und Besucher zu unserem Tag der offenen Tür zum 150. Geburtstag des Kunst- und Kulturwissenschaftlers begrüßen zu können, war ein tolles Geburtstagsgeschenk am 13. Juni. Die rege Berichterstattung und das große…
150. Geburtstag Aby Warburgs / Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg / Mary Warburg / Publikationen / Warburg-Professur
Online: Vortrag von Peter Krieger, Mexiko
Politische Ikonographie und Ökologie der Mega-Stadt-Landschaft
Der Vortrag unseres diesjährigen Aby-Warburg-Stiftungsprofessors Peter Krieger aus Mexiko ist jetzt online! Wie lässt sich eine Politische Ikonographie der Mega-Stadt-Landschaft entwerfen? Welche Rolle spielen für unser Bild von Stadt aktuelle Umweltentwicklungen? Und wie sieht das Nachleben des…
Publikationen / Warburg-Professur