Tagebuch
Buchvorstellung: Stimmungs-Atlas »B wie Blickfänger«, ein Buch über das Bild »Betty« von Gerhard Richter
Podiumsdiskussion der Autoren Insa Härtel und Karl-Josef Pazzini mit Nora Sdun (Textem Verlag) und Benjamin Fellmann (Warburg-Haus)
Am Montag, den 18. Dezember 2017 fand als Kooperationsveranstaltung des Warburg-Hauses mit dem Hamburger Textem-Verlag im Rahmen des Jahresschwerpunktes „Latenz in den Künsten“ die Vorstellung des Buches Stimmungs-Atlas »B wie Blickfänger« statt. Von 20.00 Uhr bis 21.30 Uhr sprachen die beiden Autoren Insa Härtel und Karl-Josef Pazzini mit Nora Sdun (Textem-Verlag) und Benjamin Fellmann (Warburg-Haus). Im Anschluss setzten sich die angeregten Diskussionen aus dem Plenum bei einem kleinen Empfang im Foyer fort.
Insa Härtel ist Kulturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt psychoanalytische Kunst- und Kulturtheorie, Geschlechter- und Sexualitätsforschung. Karl-Josef Pazzini ist Psychoanalytiker, Supervisor und als Berater tätig. Von 1993 bis 2014 war er Professor für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Didaktik der Ästhetischen Erziehung (Schwerpunkt: Didaktik der Bildenden Kunst) an der Universität Hamburg.
In »B wie Blickfänger« widmen sie sich dem kleinen Ölgemälde Betty von Gerhard Richter (30 cm x 40 cm, Öl auf Leinwand, Werkvz 425-4 , Museum Ludwig Köln, Dauerleihgabe aus Privatsammlung). Das Bild seiner Tochter malte Richter 1977 nach einem Foto. Auf dem dunkel gerahmten Bild ist ein Mädchenkopf auf eine Fläche, eine Art Brett gelegt; der Lichteinfall aus rückwärtiger Höhe lässt den Kopf einen Schatten daraufwerfen. Im Vordergrund und im rechten Hintergrund kann man den Verlauf der Brett- oder Tischkante sehen, welche beide Male im spitzen Winkel zum Bildrand verläuft. So erscheint der Kopf in einer zweifachen Rahmung und ›rutscht‹ auf die Betrachtenden zu.
In ihrem Buch nehmen Insa Härtel und Karl-Josef Pazzini die damals vielbeachtete Ausstellung des Bildes auf der documenta 12 2007 zum Ausgangspunkt einer Analyse des Bildes, aber besonders seiner Rezeptionen. Betty selbst betrachten sie so, als sei es ein wissenschaftliches Forschungsergebnis in Form von Kunst. Ihr Buch ist damit ein Stimmungs-Atlas zu: scharf Stellen, Situierung, Abstraktion, Figuration, Abwehrbewegungen, Gewalt, Verständigung, Übersetzungen, Terror, Subjektivierungen, Opfer, Gefangennahmen, Analogien, Unterbrechung, dem Rot der Lippen, Kind-Frau-Status, unschuldiger Kindheit, Jungen-Mädchen, Resonanzen, Verwirbelung und aufgestörten Phantasmen.
Latenz in den Künsten